Dienstag, 1. Januar 2013

Büstenhalter und Identität


Ich war mir beim Eröffnen des Blogs bewusst, auf welchem schmalen Grat zwischen Seriosität und Banalität ich wandere. Viele, die diesen Blog – ob durch Zufall oder durch Suche – erstmalig betreten und eines der bisherigen Posts lesen, werden sich mit der Bemerkung  „der übliche Rechtfertigungsdruck eines Fetischisten“ sicher wieder verabschieden. Andere, die auf anderes, möglicherweise Banaleres gehofft haben, werden gelangweilt weitersurfen. Aber die sollen auch nicht im Fokus meines Blogs stehen. Ich möchte hier auch mehr machen, als einen Brafitting-Blog für Männer. Klar, ich möchte schon von meinen Tests und Erfahrungen berichten und weitergeben, wo ich denke, dass es andern Männern nutzt. Aber ich möchte auch für Akzeptanz werden und vor allem für Toleranz.

Andererseits will ich auch nicht, den frühen Mönchen gleich, andere zu meinen Auffassungen und Ansichten bekehren. Nein, ich möchte die ermutigen, die auf der Reise sind, sich zu entscheiden oder die am Ziel angekommen, nach dem passenden zu Hause suchen. Was heißt das: Es ist mir gleich, welche Identität ein Mann hat oder zu haben glaubt, wenn er meint, er müsse einen Büstenhalter tragen. Das hat nach meiner Ansicht auch nichts mit der ach so aktuell verbreiteten Diskussion zur „freien Identitätsbestimmung“ oder zur „Gendersuche“ zu tun. Das ist für mich nichts anderes als Freiheit und Lebensqualität. Dazu gehört, zu leben, wie ich mag, zu essen, was ich mag und mich zu kleiden, wie ich mag.

Wir sprechen in den modernen Zeiten gern von Identitätssuche. Was bin ich, wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich? Nach Wikipedia ist Identität ein sehr komplexer Begriff für die Einzigartigkeit, die es uns erlaubt und abzugrenzen und gleichzeitig zuzuordnen. Ich fasse Identität vor allem als die Freiheit auf, meine ureigensten Spezifika als meine Freiheit zu genießen. Mich zu unterscheiden und abzugrenzen von anderen. Das Gegenteil, die Uniformität, können wir tagtäglich erleben, aber sie wird uns, so wir sie anstreben zu einem nichts zerfallen lassen.

Ich hatte in meinen Posts zum Zeitgeist und zu Maskulin –feminin bereits auf Eigenschaften verwiesen, die in der gegenwärtigen Zeit den Geschlechterrollen zugewiesen sind. Nun denn, da sind bereits seit einiger Zeit viele Merkmale vermischt, die vor hundert Jahren noch ach so fest zugewiesen waren. Und auch hier sind es die Frauen, vor allem, die den Konventionen trotzend, immer wieder althergebrachte Riten zum Einsturz bringen.

Das fängt bei banalen Dingen in der Mode an, wie dem Tragen von Boxershorts, dem „Inbegriff der Männlichkeit?“. Ich persönlich habe diese Schlabberhosen nie gemocht, bei der alles hin und her rutschte. Ich glaube fest, dass Frauen besser damit klar kommen.

Das geht bis hin zum Waffendienst beim Militär, natürlich nur wenn man die Amazonen ausblendet. Ich habe auch diesen Dienst nicht gemocht, obwohl ich mittendrin, ausgebildet zum Elitesoldaten, das ein und andre Mal Gefallen hatte.

Ich möchte deshalb auch klarstellen. Ja, ich bin ein Mann und will auch einer bleiben. Nein, ich will mich nicht als Frau verkleiden. Ja, ich trage einen Büstenhalter, weil ich der Meinung bin, er hilft mir, mit meinem Busen klarzukommen und er gibt mir ein Lebensgefühl, dass meine Identität bestärkt.

So sei es denn. Ich wünsche allen Lesern ein schönes, erlebnisreiches Jahr 2013 und eine eigene Identität.

Euer BraBerliner

1 Kommentar:

  1. Sehr schön geschrieben und ich denke in etwa gleich. Seit ein wenig mehr als einem Jahr trage ich aus Komfortgründen auch, vor allem Sport BHs. Mit meinen 100C möchte ich das nicht mehr missen. Dennoch fühle ich mich zu hundertprozent als Mann und werde auch so von meiner Umgebung gesehen. War auch schon so, als ich in jungen Jahren noch Ballett tanzte. Es kommt drauf an, wie man sich gibt.

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