Freitag, 9. Mai 2014

Hilfe - ich habe einen Busen

Hi Leute,

"Hilfe, denkt sich der Mittvierziger, nachdem er sich im Spiegel betrachtet. Da sind doch glatt zwei kleine Hügelchen an meiner Frontseite gewachsen. Schnell im Profil anschauen. Ui, da sind ja wirklich Hügelchen. 

Das kann doch eigentlich gar nicht sein und wie werden die Kollegen mich anstarren, wenn wir demnächst wieder gemeinsam zum Sport gehen. Was mache ich bloß ...?"

So oder so ähnlich wird es immer mal dem einen oder anderen Manne gehen. Erste Folge dieses Psycho-Schocks ist meistens eine geknickte Gehweise. Also nicht mehr Brust raus und Bauch rein, sondern nach vorn gebeugt, damit ja niemand den  :-) großen Busen, den Verlust der Männlichkeit :-) sehen kann. 
Dazu kommt das Grübeln, ob man denn jetzt kein Mann mehr sei und der feste Vorsatz, jetzt soch endlich wieder mit dem Sport anzufangen, um ja die ohnehin überflüssigen Pfunde, die den Waschbrettbauch zum Waschbärbauch (hihi) erweitert haben, loszuwerden und die Titten gleich mit.

"...  etliche Wochen später im Fitnessstudio unter der Dusche wurde ihm klar, dass die kleinen Hügelchen nicht verschwinden wollten, ja durch den kleineren Bauchumfang schienen sie ihn förmlich anzustrahlen und von seiner Verweiblichung des Körpers jubelnd zu zurufen ..."

Ja, irgendwie kommt man früher oder später zur Erkenntnis, dass der Busen einfach nicht weg will. 

Kommt Euch das irgenwie bekannt vor? Wenn Ihr an dieser Stelle angekommen seid, dann müsst Ihr eine wichtige Entscheidung treffen, wollt Ihr den Busen behalten und ihn lieb gewinnen oder seid Ihr bereit, viel Geld zu opfern, um ihn operativ zu entfernen?

Allererste Regel sollte sein, sich einzugestehen, dass man einen Busen hat und sich seinen Liebsten mit dem eigenen "Kummer" zu öffnen. Ich denke mal, für fünfzig Prozent aller Männer ist dann das Problem weg. Aber das kostet natürlich Überwindung.

Was ich hier so flapsig beschreibe, ist für viele Männer gar nicht komisch. Männer sind seelisch nicht anders als Frauen, sie versuchen nur nach außen unberührbar zu erscheinen. Viele orientieren sich, analog wie Frauen, an den durch die photoshop-verseuchte Werbebranche vorgegebenen Trugbildern, die scheinbar ideale Körper vermarkten. Die Modebranche leistet ihren Beitrag durch immer körpernahere Schnittformen, durch das Schrumpfen klassischer Konfektionsgrößen und die Ärzte helfen mit, in dem sie anstelle auf echte Krankheiten zu reagieren, im Schlepptau der Pharma-Branche Angst vor "Risikofaktoren" machen, mit denen unterm Strich irgendwelche Mittelchen verschrieben werden, auf deren Beipackzetteln seitenweise Nebenwirkungen aufgelistet sind.

Was also tun?

Als erstes sollte eine klare Selbstanalyse kommen. Fühle ich mich krank, habe icn Beschwerden? Wenn ja, dann ist es sicherlich sinnvoll, den Hausarzt einzubeziehen. Im Zweifel kann ein Hormonstatus helfen. Aber Vorsicht, die Ergebnisse sind nicht so eindeutig, wie uns oft weis gemacht wird. Hinter den meisten Männerbrüsten ist nichts anderes als eine normale Alterserscheinung verborgen. Im Alter nämlich ballert unser Stoffwechsel nicht mehr mit der Power eines zwanzigjährigen, Fettablagerungen sind unvermeidlich, bei vielen Männern findet das im Bauchbereich statt, bei einigen aber auch im Bereich der Brust.

Zweite Frage: Wie aktiv und fit bin ich? Jeder, der zwei- bis dreimal die Woche seinen Körper sportlich zum Schwitzen bringt, möglichst nicht durch die Außentemperatur, sondern durch moderate sportliche Betätigung von jeweils einer Stunde, dürfte fit genug sein, um genügend Fett zu verbrennen. 

Danach entscheidet das Selbstbewusstsein. Bin ich selbst reif genug, um meinen Körper so zu lieben, dass ich mich selbst attraktiv finde? Oder vergleiche ich mich mit einen fiktiven Körper, den es nicht gibt oder den nur wenige Männer haben? 

" ... das ständige Grübeln über seinen Körper hatte ihn zu einem Beobachter gemacht. So sah er andere Männer, die er früher kaum beachtet hatte, weil er ständig beschäftigt war, den jungen Frauen nachzuschauen, mittlerweile mit kühl kritischem Blick an. Dabei entdeckte er, dass er eigentlich nur ein Individuum unter vielen gleichartigen oder zumindest ähnlichen war. So hat er gelernt, sich im Spiegel zu betrachten und seine kleinen Hügelchen gehörten nunmehr fest zu ihm."

Ich kann Euch, reflektierend sagen, meine etwas größeren Hügelchen gehören fest zu mir. Da ich mittlerweile auch die Vorzüge der für die weibliche Brust gedachten Kleidungsstücke schätzen gelernt habe, würde ich mich nie von ihnen trennen.  Aber ich kann mittlerweile auch folgendes feststellen. Als ich mit dem Blog begonnen habe, war ich davon überzeugt, dass alle, die sich wegen ihres Busens unter das Messer legen, bescheuert sind. Heute sehe ich das wesentlich entspannter. Selbstverständlich bin ich immer noch der Ansicht, dass ein Männerbusen etwas von der Natur verliehenes ist, dass man nicht eben mal so wegschnippeln oder besser -saugen lassen sollte. Aber ich habe auch Verständnis für jeden Mann, der für sich entscheidet, seine Brüste loszuwerden. Letztendlich sind wir alle Erwachsen genug, um eigenverantwortlich über unseren Körper zu verfügen. Ich fordere aber auch von allen Respekt ein, wenn ein Mann sich entscheidet, einen Büstenhalter zu tragen. Schließlich soll der ja dafür sorgen, dass das Bindegewebe möglichst geschont wird, wenn die Schwerkraft wirkt.

Falls Ihr übrigens Rat sucht, ich kann Euch - auch wenn ich anderer Meinung bin - folgende Seite empfehlen: Gynäkomastieratgeber

Wer für sich entschieden hat, einen BH zu tragen, der kann ja auch hin und wieder bei mir vorbeischauen. 

Mit einem Augenzwinkern

Euer BraBerliner


PS: Als nächstes kommt der Review zum Cleo - Fliegenpilz - Minnie und ich kann Euch schon sagen, ich liebe diesen BH.

7 Kommentare:

  1. Das kann ich nachvollziehen, denn genauso ging es mir mit etwa 45 Jahren. Inzwischen bin ich 10 Jahre älter und bei Cup C angelangt.
    Den meisten Männern wird nur die Operation angeboten, die Frage, ob man(n) es nicht vorher erst einmal mit einem BH versuchen möchte, wird gar nicht gestellt. Wahrscheinlich empfinden das auch die überwiegend männlichen Ärzte als eine Zumutung. Ärztinnen sind da schon anders und machen bisweilen diesen Vorschlag.
    Was die Medien anbelangt, erinnere ich mich noch sehr gut daran, wie vor über einem Jahrzehnt die Entfernung der Männerbrüste bei einem Moderator in einer Tageszeitung breit getreten wurde. Dann kommen wieder die üblichen Witze. Der Sohnemann oder die Tochter sagt: "Papa, du brauchst einen BH ...". Ich möchte den Mann sehen, der darauf nur lapidar erwidert: "Gute Idee!"
    Ich trage seit mehreren Jahren auch BHs und würde mich nie einer Operation unterziehen.

    J.

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    1. Das sind halt die üblichen Rollenreflexe, die ich im Übrigen durchaus verstehe. Ist genauso, wie: "Ein Junge weint nicht, ein Mädchen macht sich nicht dreckig ..." Ich dachte immer, im Jahr 2014 sind wir weiter, zumal wir uns - als westliche Welt - ja immer als Moralapostel gegenüber der rückständigen, intoleranten Restwelt aufspielen.
      Frauen sind übrigens nicht viel anders, wir gehören ja alle zur Gesellschaft und viele Diskussionen im Bundestag zu Toleranzfragen werden ja sowohl durch Männer, als auch durch Frauen als Spiegelbild der Gesellschaft geführt. Außerdem, der Arzt verdient ja nix am BH, an einer OP schon ... (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.)
      Die Akzeptanz fängt aber im eigenen Kopf an. Deshalb bin ich ja auch bei der Initiative "accept every body" dabei, Wenn wir andere akzeptieren, wie sie sind, dann setzt das voraus, dass wir uns selbst auch so akzeptieren, wie wir sind. Wer sich immer mit anderen vergleicht, der ordnet nämlich schon die anderen den Gruppen "Schön" und "Hässlich" zu. Nix für ungut. Wir haben da alle noch einen weiten Weg vor uns.

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  2. Ein toller Artikel! Trifft das Thema genau auf den Punkt, ich würde mir wünschen diesen einmal in einer Zeitschrift zu finden.
    Trage seit Jahren einen BH, 80C habe ich, nicht zu groß, aber ausreichend um gesehen zu werden. Ich lesen den Blog sehr gerne.

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  3. Hey Leute, ich bin Jörn
    Ich bin männl. und habe Brüste ( Cup 85B ). Früher wollt ich meine Oberweite immer verstecken, doch tief in mir fühlte ich mich als männl. Mitglied dieser Gesellschafft nicht wohl

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  4. Hey Leute,
    Ich bin männl. mittlerweile fühle ich mich immer femininer, denn ich bin körperbehindert, darf nur ehrenamtlich arbeiten und bekomme dafür recht wenig Anerkennung. Es ist total frustrierend

    Jörn

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  5. Für den kleinen Geldbeutel gibt es aber auch günstige Soft-Bhs überall zu kaufen

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