Sonntag, 21. Juni 2015

Denken in Stereotypen II - Wie unabhängig sind wir?

Hallo Ihr Lieben,

Eigentlich hatte ich keine Fortsetzung geplant, aber wie es manchmal so ist ...

Ich habe mich immer gefragt, warum wir (die Busenmänner) so ein mulmiges Gefühl haben, wenn wir einen BH tragen, warum wir uns beobachtet fühlen, warum wir Sorge haben, im Geschäft nach einem BH zu fragen, warum wir uns mitunter für unseren Körper schämen..

Weil wir in Stereotypen denken. Ein BH ist ein Kleidungsstück für Frauen, er dient dazu den Busen vorteilhaft zur Geltung zu bringen, damit Frau dem gängigen Bild genügt. Frau sein, das heißt, Rundungen zu zeigen, den Körper für die Paarung zur Geltung zu bringen, emotional zu reagieren. Das ist das gängige Bild, das die Gesellschaft verlangt.

Mann zu sein, dass heißt, eckig zu sein, muskulös durch optimiert, zielorientiert, keine unnötigen Emotionen zu zeigen, sondern immer das Ziel, die Beute im Auge.

Leider entsprechen nur Bruchteile der Menschen diesem Bild, auch wenn sie sich meistens anders sehen, wobei Frauen stärker an sich selbst zweifeln, als Männer und deshalb auch öfter in die Falle tappen, sich als hässliche Entchen zu sehen. 

Wehe, wenn wir an uns  zweifeln. Oder wenn wir auf die gängigen Betrachtungen pfeifen, dann kommen wir schnell in die Ecke der Abartigen, der Perversen.

Wir müssen uns von diesen Bildern innerlich befreien, wir müssen aufhören unsere Partner nach diesen Bildern auszuwählen, den Partner von der Stange zu suchen, natürlich durch optimiert, wir müssen stärker an uns selbst glauben und unsere Individualität ausleben. Das ist zwar schwer und unbequem, aber ich glaube, das macht uns in Summe glücklicher.

Wenn man in Internetforen nach Männer und BH googelt, dann wird man in der Regel mit folgenden Begriffen konfrontiert:

  • Krankheit,
  • sexuelle Neigung,
  • psychologische Probleme.
Komisch, ich finde keiner dieser Begriffe trifft auf mich zu, dennoch werde ich misstrauisch zu mir selbst. Bin ich vielleicht doch krank oder pervers und merke es nur nicht?

Darf ich mir keinen hübschen BH kaufen, um meine Brust zu stützen und mich (und mein Dekolletee) schick zu finden? Bin ich dann abartig?

Ich denke, ich bin ich und ich bin weder krank noch pervers, sondern frei.

Wie seht Ihr das? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

Euer Braberliner

4 Kommentare:

  1. Ja, Du hast absolut recht. Das Denken in Schubladen ist den Menschen irgendwie anerzogen, es ersetzt häufig das eigene Denken und erleichtert so das Leben. In den Großstädten sind wir vielleicht schon ein winzig kleines Stück weiter, was vielleicht auch an der Gleichgültigkeit und der Ignoranz geschuldet ist, im Dorf kann es bestimmt aber zur Ausgrenzung, zur Missachtungund im schlimmsten Fall zum Spott führen.

    Obwohl in meinem Kiez in der Großstadt würde es auch mißtrauische und höhnische Blicke und auch Kommentare geben.

    Leider ist unsere Gesellschaft im Schubladendenken gewachsen.

    Herzliche Grüße

    Helen

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  2. Mir kommt das sehr bekannt vor. Nach fast 3 Jahren des "BH-Tragens" bin ich immer noch sehr besorgt, dass jemand sieht, dass ich einen BH trage. Wie gerne würde ich den einfach morgens anziehen und mir keine Sorgen machen müssen, so wie es jedes Mädchen einfach macht. Einfach Tshirt drüber im Sommer und los gehts. Geht aber nicht. Der Grund? Ja warum mache ich das eigentlich? Es ist ja offensichtlich, dass ich oben anders gebaut bin als andere Männer, das sieht man auch so.

    Trotzdem muss ich mich verstecken, trage öfters Shapingwäsche um den Busen kleiner zu machen. Denn sobald man "erkannt " wird, ist man krank (Gynäkomastie klingt wie eine Krankheit, obwohl sie keine ist!), eine Transe oder steht auf Damenwäsche, auf jeden Fall kein normaler Mann. Das ist erschreckend.

    Das mit der Damenwäsche ist ja auch so eine Sache. Sie ist nun einmal wunderschön, es ist wirklich beeindruckend welche Qualität einem da geboten wird, und die unzähligen Varianten, für jeden Zweck gibt es ein wirklich enormes Angebot. Bei den Damen gibt es da solche und solche, manche lieben schöne Wäsche, manchen ist es vollkommen egal. Und oh Wunder, bei den Männern ist es genau so, manche kaufen ihre Shorts im 5er-Pack, aber andere mögen schöne Wäsche.
    Dass es auch Männer gibt, die solche Sachen einfach schön finden und das Gefühl der weichen Stoffe auf der Haut lieben, ist allgemein verpönt. Das Internet ist aber voll von Männern, die das zugeben, und es auch ausleben, wenn auch versteckt. Die Industrie verweigert sich hartnäckig dagegen und bietet weiter die Langeweile an. Aber es gibt definitiv sehr viele Männer, die Damenwäsche schön finden und sie mögen. Offenbar ist das Geschlechtsunabhängig.
    Auch hier herrscht das Schubladendenken, Männer müssen langweilig tragen, den Frauen steht eine gealtige Palette an Wäsche offen, je schicker desto besser. Warum? Ich kann es mir nicht erklären.



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  3. Das Denken in Stereotypen macht es eben einfach, mit allem, was einem begegnet, umzugehen. Für die meisten – Frauen wie Männer – ist ein BH ein weibliches Kleidungsstück. Das es Männer gibt, die einen BH tragen, darüber haben sich wohl die meisten noch nie Gedanken gemacht.

    Ein Mann, der BH oder Mieder trägt, wird schnell in die Ecke Transe o.ä. gedrängt. Damit muss man sich als BH-tragender Mann vermutlich abfinden. Wir sind, aus Sicht der anderen, eben schon Sonderlinge. Davon sollten wir uns in unserem Selbstverständnis nicht beeinflussen lassen. Sicher ist es den meisten so gegangen, dass man anfangs nach allen Möglichkeiten gesucht hat, möglichst unauffällig zu wirken und den BH so weit wie möglich zu kaschieren. Aber es gibt auch eine Entwicklung. Anfangs habe ich ganz schlichte BH´s getragen. Doch irgendwann akzeptiert man sich selbst. Ich schaue heute, dass mir der BH auch gefällt. Und plötzlich tut sich eine ganz neue Welt auf. Man entdeckt die vielen schönen BH´s und es macht irgendwie auch Spaß, einen passenden und schönen auszuwählen.
    Auch wenn der Gang ins Miederfachgeschäft und das Fragen nach einem BH immer noch einigen Mut erfordert.

    Braberliner, du bist nicht krank oder hast psychologische Probleme. Wir müssen uns akzeptieren, wie wir sind und die Phase der Selbstzweifel überwinden. Wenn einem das gelungen ist, dann ist man frei. Mit deinem Blog hat du sicher dazu beigetragen, Vielen dabei zu helfen. Vielen Dank.

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  4. Offen, ehrlich und sowas von den Nagel auf den Kopf getroffen. Menschen, die zu sich selbst stehen, sich selbst lieben, völlig frei und ungekünstelt Platz auf der Welt einnehmen und zeigen: "Hey, ich bin hier und das ist super!", sind um einiges anziehender als ein zurechtgestutztes Model, das in sich selbst womöglich völlig verunsichert und verloren ist.

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